Den ganzen Tag über war es wie ausgestorben, kein Auto fuhr die Straße herauf, kein Windchen wehte, keine Fußgänger, kein Leben und selbst die Schafe schienen zu schlafen. Absolute Stille. Unerträglich und depressiv.
Gegen Abend kam die schwere fast erdrückend und vereinzelt entwich meinen Augen eine kleine Träne unaufhaltsam. Diese trübe Stimmung begleitete mich den ganzen Tag, Weihnachten. Eine Zeit in der ich bisher in meinem Leben noch nie alleine war. Einmal ist immer das erste mal und an sich hat meine kleine Schwester Recht damit wenn sie sagt: „Es sind Tage wie jeder andere Tag auch“. Aber dennoch hatte ich heute das Gefühl etwas sei falsch.
Auch auf meinen Hunderundgängen war es still. Viel zu still. Ich schaltete den Fernseher ein und dachte das würde leben bringen, aber es war nur eine kleine Ablenkung. Eine nicht wirkliche Welt.
So gegen Mitternacht zog ich mir dann meine Schuhe an, ich konnte nicht anders, ich musste raus. Wieder, diesmal ohne Hund. Es zog mich nach draußen, heraus aus der Stille. Und ich hatte Recht. Ich wanderte zum Rhein, der sich lang durch die Gegend schlängelt.
Die Straße, deren Nässe von einem leichten Schauer meine Schuhe aufweichte ist leer. Menschenleer. In der Nacht ist das Normal. Kurz vor meinem Ziel stellte ich fest das die Welt zum Leben erwacht. Ein Wind kam auf.
Auf dem Deich quietschte ein Schild vom leichten Windhauch vor sich hin. Irgendwo wurde eine Tür zu geschlagen und an einer anderen Stelle bellte ein wohl schon etwas älterer Hund ein leises tiefes „Wau“.
Näher am Wasser entlang hörte ich dann die Wellen die sich am Ufer brachen und das rauschen das dem vorangeht. In der Ferne tuckerte ein Schiff vor sich her und kam immer näher. Das gleichmäßige Geräusch der Maschinen, das lauter werdende klatschen der Wellen, all das war heute für mich Leben. Und leben ist schön.
Auf meinem Rückweg wurde mir plötzlich kalt, der Wind stärker und die Nase lief rot an. Die vorher so nasse Straße hatte sich auf zauberhafte Art und Weise in einen wunderschönen funkelnden glatten Spiegel verwandelt. Und mit jedem Schritt musste ich darauf achten nicht darauf aus zu rutschen.
Die vorher so großen Pfützen waren von einer kleinen Eisschicht überzogen die wie eine Glasur auf einen Kuchen wirkten. Wenn man sie vorsichtig eintrat, knackte es leise. Ein prickelndes Geräusch.
An der Schafwiese vorbei blieb ich stehen. Hatte ich auf dem hinweg kein einziges der Schafe gesehen so war sie nun, im dunkel der Nacht voll mit weißen Steinen. Denn so sahen sie aus, wie weiße große Felsblöcke.
Ein interessanter Anblick, sie grasten Friedlich vor sich hin so als wenn der Tag noch lange nicht beendet sei. Ein großer Vogel, ob es eine Eule war? Riesig, grau und mollig flog an mir vorbei und setzte sich auf ein Feld nieder.
Es war alles friedlich und doch sprühte die Nacht voll von Leben. Das was ich über Tag vermisste zeigte sich nun in der Nacht und ich bin froh den Weg in diese Nacht gefunden zu haben. Ich weiß für morgen, wenn ich wieder diese Stille spüre. Freue ich mich auf den Abend, denn dann könnte es sein das wieder alles zum Leben erwacht.
Zurück Weiter