Tanzen mit dem Regen

Es war mir kalt, der Wind heulte um das Haus, leicht schwenkten die Gardinen hin und her. Es ist als wenn der Wind seinen Weg immer wieder in die Wohnung fand und dieses ununterbrochen ausnutze. Graue fast schwarze Wolken zogen vorbei und der Regen klatschte nur so an den Scheiben.

Gestern war Sturm. Ein Sturm, dessen Überbleibsel noch heute spürbar sind. Der Regen ist geblieben und auch der Wind hat kaum nachgelassen. Die nächtliche Kälte allerdings hat sich leicht verzogen auch wenn die Befürchtung nahe liegt das sie heute Abend wieder erscheinen wird.

Nicht nur das mir kalt war, der kleine süße Hund hatte Angst. Sein Kopf steckte unter einem Sofakissen und das Hinterteil das noch herausragte zitterte. Bei jedem Donnerschlag wurde das zittern stärker und meine innere Unruhe größer.

Ich stand auf und ging in der Wohnung hin und her. Immer wieder, auf und ab. Eigentlich wollte ich bei diesem Wetter meinen Angsthasen nicht alleine lassen aber es zog mich einfach nach draußen. Ich konnte nicht anders. Die Unruhe war zu groß. Ich musste raus.

So zog ich mir die kleinen Stiefelletten an, die meine Füße vor dem Regenwasser schützen würden und warf mir nur eine Baumwolljacke über. Bei dem Wind würde auch eine Wasser abweisende Jacke nicht viel Schutz bieten. Das kannte ich vom letzten Sturm.

Draußen erhellte ein Blitz die Landschaft und ließ die sonst so schwarzen Wolken in einem wundervollen Lila erscheinen. Es war wie jedes mal, einfach nur berauschend. Fasziniert von dem Wind, dem Regen und dem was sonst noch um mich herum donnerte und blitzte lief ich einfach so hinaus aufs freie Feld.

Im Sturm fühle ich mich, als wenn alle meine Sorgen abfallen würden auf einem Schlag. So befreit. Während andere sich ins Warme verkrochen lachte ich den Wind an, tanzte mit dem Regen und bewunderte die Schönheit der Blitze. Wobei ich ein leichtes ängstliches Zucken nicht vermeiden konnte, das geblieben ist von vergangenen Gewittern. Respekt vor den Naturgewalten ist wichtig. Aber Panik sollte man davor auch nicht haben, es gehört dazu.

Das Feld schmatze unter jedem meiner Schritte, aufgeweicht wie es war gab es meinen Füßen keinen festen Untergrund. Doch gerade dieses glitschige etwas ließ mich weiter tanzen. Die Anziehungskraft der Erde war geradezu magisch und so ließ ich mich einfach zu Boden fallen. Es konnte nichts passieren, was denn?

Der immer wieder aufgehellte Himmel zog mich in seinen Bann. Die Wolken bildeten einen hell Lila Kontrast zu dem sonst so dunklen der Nacht. Ein himmlisch schöner Anblick, ich hätte ihn gern festgehalten doch dazu hätte ich ins Haus gehen und die Kamera heraus holen müssen. Wer weiß ob ich das überhaupt so geschafft hätte. Ich glaube, diesen Anblick kann man nicht festhalten. Man muss ihn einfach genießen und selbst finden.

Irgendwann wusste ich, ich hatte genug und wanderte zurück ins Haus, die nassen Kleidungstücke ließ ich einfach unten im Flur fallen. Schnell wurde mir warm als ich das Wohnzimmer betrat und freudig von meinem bibber Aal begrüßt wurde. Nun wich er nicht mehr von meiner Seite. Ich ließ mich dann wieder auf dem Sofa nieder und er kuschelte sich in meine Kniekehle. So lagen wir beide dann noch da und lauschten dem heulenden Wind und den klatschenden Regentropfen.

Schnell wurde mir richtig mollig und ich genoss den Rest des Abends.

Zurück    Weiter