Sternenhimmel

Seht ihr hin und wieder in den Nachthimmel? Dann, wenn die Wolken sich verzogen haben, die Temperaturen um den Nullpunkt wandern und der erste Abendfrost sich auf den immer noch saftig grünen Gräsern nieder lässt? Wenn nicht solltet ihr das einmal machen. Es muss dafür auch gar nicht so spät sein.

Gestern war mir so danach. Ich war allein, fühlte mich innerlich ein wenig aufgewühlt und musste etwas dagegen unternehmen. Im Sommer wäre es um diese Zeit noch warm und hell gewesen. Gestern war es das nicht. Es war dunkel und auf jeden Fall kälter.

Ich bin nicht weit gegangen. Der kleine Hund hatte seine große Runde schon hinter sich und war im Haus, er wärmte sich auf seinem gemütlichen Platz über der Heizung auf der Fensterbank auf.

Raus gegangen bin ich nicht wie auf einem Rundgang. Luftiger war es aber schöner. Es musste einfach sein. So ging ich gestylt mit meinen High Heels, dem langen schwarzen Rock der Courage und den schwarzen Armstulpen auf das große grüne Feld direkt gegenüber meiner Wohnung. Die Stiefel sackten sogar ein wenig ein, der Boden war noch locker und feucht vom Regen.

Das Gras das sich im Wind leicht bog mit seiner dünnen Schicht aus glitzernden kleinen Frost-Kristallen zog mich magisch an. Und auch wenn der Wind wehte so strahlte die gesamte Situation eine wundervolle Ruhe aus.

Das helle Licht einzelner Straßenlaternen leuchteten in der Ferne als ich mich auf dem Feld um blickte. Weiter wollte ich dann nicht gehen, und ließ mich auf den feuchten kalten Boden nieder. Das Gras kitzelte an meinem Rücken, aber es war so schön weich.

Da lag ich mit geschlossenen Augen auf diesem weichen „Bett“. Als ich sie dann öffnete konnte ich die Sterne sehen. Einer strahlte Besonders hell. Es kam mir so vor, als wären sie alle direkt über mir. Die Sterne, die dem schwarzen Nachthimmel das dunkel stahlen.

Hin und wieder hüllte ein kleiner schwarzer durchsichtiger Schleier den ein oder anderen Stern ein. Genauso schnell wie dieser gekommen, ist er auch wieder weiter gezogen. Und ich schaute dem Treiben oben am Himmel lächelnd eine Weile zu.

Irgendwo weiter vorne neben meiner Wohnung blöckten sich die Schafe ein gute Nacht. Wenn ich meine Blick ihnen zu wandte konnte ich ihre Konturen am Zaun erkennen. Den Blick in eine andere Richtung wendend konnte ich die Kühe sehen die immer wenn ich dort lang laufe auf den Zaun zu gerannt kommen. Ja bald werden sie in ihren Ställen stehen und den Winter dort verbringen. Ich glaube sie werden mir fehlen.

Erst als ich merkte das die Kühle so langsam auch durch meine High Heels drang stand ich langsam wieder auf. Der Wind war stärker geworden, ich hatte es am Boden nicht bemerkt. Mit dem Wind drehte ich mich mehrfach um die eigene Achse und tanzte ein wenig über das Feld bis mir der Atem fehlte.

Manches mal wünschte ich mir, ich würde diese kleine Verrücktheit mit Jemanden teilen können. Aber ich bin zu feige zu fragen, denn wer lässt sich schon auf so etwas ein?

Einmal vor vielen Jahren hat es einen solchen Menschen gegeben. Er ist mit mir nachts über die Felder gestreift, hat seinen eigenen Tanz zu meinem hinzugefügt und sich am Ende genauso darüber kaputt gelacht wie ich jetzt lachen musste. Ein befreiendes Lachen. Diese Lachen verließ mich in einem Monat wie diesen. Aber meine Lachen habe ich behalten.

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