Fünfter Tag Kanutour Lippe

Am fünften Tag merkte ich beim aufwachen schon das es mir entschieden besser ging. Es war wundervoll und machte Hoffnung. Den Tag vorher konnte ich gar nicht richtig genießen er war einfach nur anstrengend ,für Rolf wohl auch. Das morgentliche „Aufsteh-Ritual“ gefiel mir am besten. Knuscheln was das Zeug hält...grins

In der Nacht hatte es nicht geregnet aber an der Zeltinnenwand hingen kleine Kondenströpfchen wir hatten das Überzelt nicht angebracht. Es war zu schön diese frische Luft. Da wir die anderen Tage immer sehr früh auf wahren hatten wir gesagt wir würden uns einmal Zeit lassen. Und so Frühstückten wir in aller Ruhe. Trotz der erholsamen Ruhe waren wir aber wieder so gegen 9 Uhr schon auf dem Wasser wie die Tage davor auch.

Unten Am Wasser schwammen sogar kleine Fische. Der Anblick war faszinierend. Auf den Weiden an denen wir vorbei kamen Frühstückten die Tiere auch gerade. Mir fiel auf das die Kühe meistens keinen Zaun hatten die Pferde aber alle eingezäunt waren. Ob die sonst durch die Lippe abgehauen wären?

An diesem Tag war die Lippe wieder schöner. Die Kanal ähnliche Böschung wich wieder großen Büschen und Bäumen. Seerosen und andere Wasserpflanzen bildeten den Rand direkt am Wasser. Viel kann man dazu nicht sagen außer das es berauschend schön war. Und das kann man immer wieder wiederholen.

Wir begrüßten die Tiere als unsere Freunde. Fuhren weiter bis zum nächsten Wehr an der Westfalia-Brücke. Dort mussten wir wieder umtragen was uns gar nicht zusagte. Das Schild „Achtung Wehr“ ist mir noch deutlich in Erinnerung geblieben. Eine Ziemlich weite Umtrage. Unser Boot zogen wir hinter uns her. Viel zu schwer es komplett zu tragen. Und das obwohl es schon leer war.

Die Stelle am Wehr hat mir besonders gut gefallen viel grün, das rauschende Wasser. Die strahlende Sonne (wobei wir dank der Bäume den Schatten genießen konnten). Hier machte ich ein paar der für mich schönsten Flussbilder die ich auf der Tour gemacht habe.

Bald schon dachten wir an eine Mittagspause und machten in Lünen unter einer Brücke eine große Rast. Es gab etwas warmes für den Magen zu essen und eine kühle Cola. Das tat gut! Purzel freute sich er wollte immer gleich als erster aussteigen teilweise sogar dann, wenn wir gar nicht halten wollten. Das war schon dumm wir mussten da echt aufpassen.

In Lünen an der Lippe gab es mehrere mir nicht verständliche „Kunstwerke“ die ich beim Vorbeifahren betrachtete. Manches mal ist mir Kunst wirklich nicht verständlich. Kunstbanause, ich!.

Hin und wieder gab es kleinere und größere Zuflüsse, aus was auch immer die Bestanden. Sie sahen von weitem schön aus und dabei hätte man es wohl bleiben lassen sollen aber wir wollten es nah haben und da merkten wir das das Zeug bestialisch stank. Schnell weg.

Wie ich schon in meinen vorherigen Berichten erwähnte mangelte es uns nicht an den Anblicken von Kraftwerken und so sahen wir auch an diesem Paddeltag eines das wir von verschiedenen Seiten betrachten konnten. Und auch Bunker konnte man wieder in der Böschung entdecken. Wie der Krieg wohl an der Lippe war? Ob man die mal von innen sehen kann? Ich wäre gerne mal in einen dieser Bunker gegangen aus reiner Neugierde.

Das nächste Wehr bei Lippholthausen musste auch umgetragen werden. Wie doof und auch hier war der Weg sehr lang, sogar länger als der Weg beim Wehr vorher. Während wir umtrugen kamen uns Radfahrer auf dem Weg entgegnen und ich konnte die Gesichter erkennen. Ich glaube die waren noch nie auf solch einer langen Kanutour denn sie rümpften die Nasen und zogen die Stirne kraus. Was die wohl gedacht haben müssen?

Immer mal wieder gab es kleinere und größere Stromschnellen die uns ein wenig speed bereiteten das machte Spaß. Ich fand so langsam gefallen an den Dingern. Und wir hofften alle das es so bleiben würde.

Zwischendurch machten wir wieder Pause an einem wunderschönen Platz den Daniel kannte. Die Ruhe brauchten wir auch entspannen im Schatten wo auf der Lippe fast überall nur strahlende Sonne zu finden war. Es war heiß.

Das nächste Wehr bei Haus Dahl war ziemlich heftig. Daniel und Horst wollten es treideln und wir würden fahren so war es abgesprochen. Fahren war gut, hätte die Lippe mehr Wasser gehabt und ich kurz vorher mehr Kraft.

Wir kamen langsam auf das Wehr zu. Ich hinten und Rolf vorne. Er sagte noch lenk gerade aber das war schon nicht mehr möglich. Mir fehlte dafür die Kraft und einfach nur ins Wasser stechen den Paddel wie ich es versuchte ging auch nicht mehr, dafür waren wir zu langsam. Wir kamen leicht schief.

Ich vermute aber auch wenn wir an der Stelle gerade gekommen wären, wären wir so das Wehr hinunter gekommen wie wir es gemacht haben. Anfangs sah es noch gut aus. Dann kamen die Steine. Und man hörte es „schrub, schrub, schrub, schrub“ und je mehr „schrub“ wir hörten desto schwieriger wurde es das Boot gerade zu halten. Langsam wurde es echt kritisch, ein Baum hier ein weiterer Stein da und weiter ging es „Schrub schrub schrub.“ Mit dem Paddel konnte man nichts mehr ausrichten zwischen den Steinen war zu wenig Wasser. Unten angelangt standen wir, das war besser als umkippen. Rolf stieg dann aus und brachte uns wieder in Fahrt. Gott sei dank.

Die Zuschauer am Rand klatschten Beifall als wir es dann heil nach unten geschafft hatten. Ich glaube nicht weil wir so super toll dabei aussahen, sondern weil sie dankbar waren für diese lustig anzusehende Abwechslung.Danach warteten wir auf die anderen die auch Bilder für uns gemacht hatten. Unsere Neugierde wie die Bilder wohl geworden waren mussten wir zurück halten erst einmal ging es weiter.

Die nächste Bewährungsprobe war dann eine Ölsperre. Mit dem Kajak kam man super drüber und wenn man drauf stecken blieb konnte man mit dem Po wackeln und schwubs glitt das Ding darüber hinweg. So ein Kanadier aber ist größer und Breiter und bot daher eine größere „stecken bleib“ Fläche. Wieder Steuerte ich, anscheinend wieder schief. Wie auch? Wir schafften es dann mit Daniels Hilfe darüber hinweg. Umtragen wären Kilometer gewesen und kurz vor der Sperre war ein echt lustiges Schild: „ Bitte verlassen sie sofort die Lippe, Anlegestelle nicht benutzbar“ oder so in der Art auf jeden Fall sollte man an der Stelle unbedingt die Lippe verlassen ohne das man sie verlassen konnte. Sehr interessant. Also blieb nur noch drüber hinweg.

Danach aber hatten wir eine Meinungsverschiedenheit, Rolf meinte ich hätte das besser lenken können und ich das mir dabei seine Hilfe fehlte. Mir fehlte dafür einfach die Kraft. Wir einigten uns nach einem kurzen hin und her darauf das er die nächsten größeren Abfahrten lenken würde. Das würde dann passen. Und wir hatten Recht.

Horst zeigte mir dann noch ein paar Tricks mit dem Paddel als wir weiter fuhren und ich muss sagen das was er mir zeigte hatte ich schon mal eher ausprobiert da hatte es nur nicht funktioniert. Nun aber klappte es. Es sei denn der Motor fiel aus. *grins. Es ist tatsächlich so, je langsamer das Boot ist, umso mehr Kraftaufwand kostet es dieses zu lenken. Für Rolf schien es so auch viel leichter zu gehen. Da gab es immer noch Unstimmigkeiten drüber und Horst zeigte mir mit einem Augenzwinkern das wir wohl beide auf eine Art Recht hatten es also nicht an einem alleine lag.

Auf dem weiteren Stück suchten wir dann unseren Zeltplatz und fanden ihn nachdem wir eine wunderschöne alte Brücke (Alte Fahrt/ Lippe) unter fuhren. Natürlich wurde die von uns festgehalten. Früher musste sie wohl einen Kanal über die Lippe geführt haben. Nun sah es so aus als wenn dort Autos fuhren, sicher bin ich mir dabei aber nicht. Radfahrer meine ich auch gesehen zu haben. Gerade in der Abendsonne gab sie einen bezaubernden Anblick. Unser Rastplatz war mit Rückblick auf dieses Objekt. Herrlich! Wobei der Blick zur Lippe wieder versperrt war durch die hohe Böschung. Schade.

Auf dem Zeltplatz fing Purzel an zu zittern und für uns stand fest er würde seinen Schlafplatz von nun ab an im Zelt an meinem Fußende erhalten. Eigentlich sollte er ja draußen schlafen aber so einen „Bibberaal“ das ging gar nicht. Er war das ja auch gar nicht gewohnt.

Ein wenig nutzten wir die Abendsonne aus um wenigstens ein bisschen Kleidung trocknen zu können und die Schlafsäcke hatten auch ein wenig Feuchtigkeit abbekommen, wahrscheinlich bei unserer Wehrfahrt. Rein in die kühle Lippe, man das war schön und tat gut nach der ganzen Aufregung am Tag. Dann wurde gekocht und noch ein wenig beisammen gesessen. Ich wollt es nicht übertreiben schließlich ging es mir gerade den ersten Tag wieder besser und so legte ich mich schnell schlafen und pennte wie ein Stein bis in den Morgen.

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