Sechster Tag Kanutour Lippe

Der nächste morgen ging ganz gemütlich vonstatten. Purzel kletterte im Zelt über Rolf drüber her und suchte nach dem Zeltausgang dem wir ihm noch verweigerten. Erst musste die Leine und das Geschirr an. Das sah schon süß aus wie die beiden Herren sich gegenseitig ins Gesicht schauten. Purzel eher als wolle er schnell weg und Rolf der Herr der Lage.

Das Frühstück war sehr schnell fertig und manches mal wenn dem einen etwas fehlte half der andere aus. So bekam ich von Horst auch einmal einen Tee. Das war ganz gut. Gerade am frühen morgen. Ich hatte nur meinen Zitrotee mitgenommen. Noch etwas das ich für das nächste mal besser weiß. Schwarzer Tee und Zucker für mich mit ins Gepäck!

Dann wurde wie die letzten Tage auch alles zusammen geräumt. Was mir dabei auffiel war, das Horst meist als erster schon einen teil gepackt hatte. Schon vor dem Frühstück flogen eine große dicke Wurst und noch etwas in kleinem Bogen aus dem Zelt. Natürlich handelte es sich hierbei nicht um sein Frühstück sondern vermutlich um Schlafsack und Liegematte.

Das Boot beladen war nicht ganz so einfach wie sonst. Man musste an der Böschung gewaltig aufpassen nicht herunter zu rutschen. Durch unseren auf und ab dort ist der Sand matschig geworden und rutschig. Mit Gepäck ziemlich schwierig.

Auf der Weiterfahrt hatten wir das erste Stück so gut wie gar keine Strömung was von der Landschaft her auch wunderschön aussah. Die Bäume spiegelten sich deutlich im Wasser. Leichter Nebel überzog die Lippe wie ein kleiner Schleier der sich aber im Laufe der nächsten Stunde auflöste. Ein wunderschöner morgen der auch nach Sonne aussah. Schon bald mussten wir kurz stoppen damit ich mich eincremen konnte. Für andere war es wohl eher eine Raucher oder Getränkepause.

Vom letzten Sturm her sah man viele Bäume die umgefallen waren. Sie lagen halb im Wasser die Blätter noch grün aber die Wurzeln guckten hervor. Ein interessanter Anblick. Das es so schöne Gegenden hier in Deutschland gibt und das so nah ist erstaunlich.

Da wir am Tag vorher mehr Kilometer wie sonst geschafft hatten wollten wir das heute noch einmal so machen. Eine größere Mittagspause sollte dabei sein und dann später in den Abend hineinfahren. So war die Planung. Und ich fand die gut. Das fahren am Abend zuvor mit der schwächer werdenden Abendsonne war klasse.

Dieser Teil der Lippe gefiel mir besonders gut, es gab viele kleinere Schnellen die uns immer wieder flott voran brachten und Spaß machten. Dann kam eine größere Schnelle. Die Stelle war bezaubernd, wir stiegen vorher aus um zu gucken ob wir sie fahren können. Dabei habe ich wieder Bilder gemacht und war berauscht. Das glitzernde wellige Wasser das so schnell dahin fließt die Bäume die darüber hinausragen und die herrlich wild bewachsene Böschung.

In dem Führer den Daniel mit hatte stand das diese Schnelle nur für erfahrene Befahrbar sei. Ob wir so erfahren waren? Da wir eh schon an Land hielten banden wir Purzel dort fest und machten alles sicher. Das was herausfallen könnte und schwer war, ließen wir auch an Land und trugen es zur anderen Seite. Dann fuhr Daniel als erstes. Ich bekam schon nicht mehr mit wie er es gefunden hatte denn danach starteten wir unser kleines Miniabenteuer.

Wie abgesprochen saß nun Rolf hinten und steuerte während ich richtig kräftig paddelte so gut es eben ging.

Diese Schnelle erstreckte sich über eine lang gezogene Kurve. In der Schnelle gab es mehrere verschiedene Hindernisse denen man ausweichen musste. Können war da wirklich gefragt. Wie gut das wir beide Schwimmen konnten dachten wir glaube ich beide. Dann ging es los.

Den ersten Teil nahmen wir super. Um das erste Hindernis herum. Doch dann kam das Boot in die Schräge und wir drehten uns. Unbewusst machten wir das, was auch die Profis machen würden. Wir warteten einen kleinen Moment ab wie die Strömung das Boot weiter drehte und brachten es dann wieder in die richtige Fahrtrichtung. Da können wir echt stolz auf uns sein. Dann dachten wir das schlimmste hätten wir schon hinter uns aber wir irrten. Die aller letzte Welle nahmen wir voll mit und wo Daniel auf seinem Kajak die Spritzdecke hatte, hatten wir ein offenes Boot.

Ohne Unterzugehen nahmen wir viel Wasser auf. Das Boot war drauf und dran zu kentern. Eigentlich hätten wir nach Rechts gemusst. Aber das Boot lenkte nach links und so steuerten wir erst einmal auf den linken Rand zu um dort das Boot vom Wasser zu befreien. Und das war eine Menge, wie gut das die Fotoknipsen an Land geblieben waren.

Die beste Möglichkeit war das Boot einmal um zudrehen, so leicht war das gar nicht. Die Böschung sehr schräg und so warteten wir erst einmal, das Boot umgedreht zum entleeren dabei kräftig festhaltend damit es nicht verkehrt herum ins Wasser rutschte. Während Daniel sicherheitshalber darauf achtete das nichts davon schwamm was wir noch gebraucht hätten.

An der anderen Seite wartete Horst auf uns und der kleine Wuffelkopf der hell auf begeistert war uns wieder zu sehen. Ui, war das ein Spaß. Hätte man das Boot nicht hoch schleppen müssen wären wir sicherlich noch einmal gefahren. Also ich auf jeden Fall. Und ja, ich hatte unterwegs richtig bammel! Zum Schluss kam dann Horst an die Reihe. Dann noch eine kleine Erholungspause und es ging weiter.

Wir durchfuhren noch weitere kleinere Schnellen immer wieder gab es eine mal hier und mal da. Bei einer weiteren etwas größeren nahmen wir wieder ziemlich viel Wasser. Das mussten wir dann heraus schöpfen. Horst und Daniel halfen fleißig dabei. Wir hatten nicht gedacht das die so heftig werden würde. Mit Purzel an Bord war das mit dem vollen Boot echt schwierig. Jedesmal wenn er sich bewegte schaukelte der Kanadier bedenklich.

Zur Mittagszeit machten wir Rast an einem kleinen Anleger auf einer leeren Weide. Dort schauten wir nach die an sich gut verpackten Schlafsäcke und legten sie erst einmal in die Sonne zum trocknen. Genauso wie Handtücher und anderen Krempel. Dank der Sonne die herrlich brannte und wir im Schatten saßen konnten diese nass gewordenen Sachen wieder trocknen. Nasser Schlafsack wäre übel gewesen. An diesem Rastplatz war die Lippe wieder besonders schön. Allerdings futterten wir unsere Vorräte ziemlich herunter und der Vorschlag noch einmal irgendwo eine Ortschaft anzusteuern wurde gerne angenommen. Haribos waren alle, das geht doch nicht!

Doch bis dahin war es noch ein gutes Stück. Wir schafften an diesem Tag echt viel. Ob das nur an der Strömung lag oder daran das wir nun wirklich „erfahrene“ waren, weiß ich nicht. Auf jeden Fall waren wir stolz auf uns!

Haltern am See unter der Brücke hielten wir und machten uns auf, eigentlich stand im GPS nichts von Lidl sondern nur Tanke aber von der Tanke aus war der Lidl nicht weit. So wurde wieder ein Großeinkauf getätigt wir mussten ja gut versorgt sein. Was müssen die Passanten wohl gedacht haben, vier Schmutzige leicht müffelnde Menschen mit Lidl-Taschen auf dem Weg zur Brücke. Noch dazu ein schwarzer kleiner Krümmel. Gegessen wurde dann auch bald und wir fuhren noch ein Stückchen weiter.

Die Häuser direkt an der Lippe gefielen mir auch sie hatten fast alle einen kleinen Bootsanleger und wenn ich mir vorstelle im Sommer eben mal kurz in die Lippe zu springen, einfach nur schön. Aber bei Hochwasser würde mir das wahrscheinlich nicht mehr so zusagen.

Dann machten wir uns auf zum Lagerplatz suchen. Der erste den wir ansteuerten war eine Weide hoch oben auf der Böschung der sagte uns allen nicht so sonderlich zu. Dann kamen wir in einer Kurve auf so eine Art Sandbank wie ein Strand nur ziemlich feucht.

Ich muss gestehen für mich war es der schrecklichste Nächtigungsplatz den wir hatten. Zum richtig schwimmen war die Strömung in der Kurve fast schon zu stark aber es war noch möglich. Richtig trocken schien der Untergrund nicht zu sein und überall krabbelten Marienkäfer und sonstige Viecher. Nein, das war nicht mein Platz. Ich wäre weiter gefahren aber den anderen gefiel er so gut das sie bleiben wollten. Da fügte ich mich. Nachher überredete Rolf mich auf dem einen Sandplatz entfernt von den anderen das Zelt aufzustellen und ich sagte zu. Dort war es etwas besser aber wohl fühlte ich mich dennoch nicht.

Purzel ging es aber ähnlich. Nirgendwo konnte er seine Pfötchen trocken bekommen außer er setzte sich ins Boot oder ins Zelt. Da durfte er anfangs noch nicht hinein.

Erstaunlich war aber ein riesiges Tier das wir sahen. Wir glauben das es so eine Art Bisamratte war, aber in der Größe ungefähr wie Purzel wenn nicht sogar noch größer wir haben es ja nur von weitem gesehen. Es schwamm auf dem einen Platz dieser kleinen „Insel“ zu machte dort irgend etwas und schwamm wieder zurück. Diesen Vorgang konnte man am Abend mehrfach beobachten. Das Tier ließ sich auch durch uns nicht stören.

An sich hatte ich Abends mit wahnsinnig vielen Mücken gerechnet gerade bei der Hitze Tagsüber und dann abends den sumpfigen Untergrund aber dem war nicht so. Da hatten wir Glück. Schnell wollte ich die Augen schließen und so war es bald sehr ruhig.

Nachts wachte ich einmal auf und hörte etwas am Boot rascheln. Was es war wusste ich nicht mir aber auch egal. Es klang schon interessant. Purzel schlief da schon tief und fest. Den Hund kann man im Schlafen klauen glaube ich.

weiter