Der nächste Tag brach schneller an als gedacht. Mir ging es schon ein klein wenig besser. Aber ich würde Lügen wenn ich sagen würde es wäre schon gut gewesen. Ich spielte immer noch mit dem Gedanken nach Hause zu wollen. Am frühen morgen plagten mich sogar Alpträume aber das ist schon bekannt die verfolgen mich auch jetzt noch, ich brauche mich nur an letzte Nacht erinnern und kriege das kalte grauen. Schwubs ist die Gänsehaut wieder da, na bravo. Aber ich werde die auch noch los. Und wenn ich Nachts nicht alleine bin sind sie sogar nicht ganz so schlimm manches mal wünschte ich mir mehr davon. Es reicht ja aus zu wissen jemand ist da.
Da es in der Nacht Gewittert hatte war Daniel vollkommen Nass geworden eine Plane reicht für diese Zwecke leider nicht aus, wer hätte das auch ahnen können? Wir waren echt froh das wir das Zelt mit hatten, unsere erste Überlegung war ja auch nur ein Tarp mitzunehmen aber dank der Mücken die dann sich nicht haben blicken lassen, hatten wir ein richtiges Zelt mit. Kurzerhand rief er bei sich zu Hause an und bestellte das Zelt an einem Platz den wir gegen Nachmittag erreichen wollten. Ob wir das zeitlich schaffen würden war nicht ganz klar.
Schon in den Morgenstunden hatte die Sonne etwas Kraft aber an diesem Tag ließen sich sogar Wolken blicken. Es war nicht so warm wie sonst oder aber mir kam es kühler vor, das weiß ich jetzt nicht. Auf jeden Fall zog ich etwas langärmeliges an, das mich gut wärmte und ziemlich bescheuert aussah. Die anderen meinten ich würde einer Squaw ähneln, wie süß.
Die Kühe unterwegs waren auch schon munter und nahmen ihr kühles Saufbad. Ist schon lustig die stehen dort im Wasser und engen sich gegenseitig ein. Von dem Wasser in dem sie stehen süffeln sie auch noch. Kühe machen sich wohl nichts daraus das eine andere gerade einen Fladen gelegt hat. Auch Gänse und Enten waren schon munter. Man stehen die alle früh auf!
Schon nach einer kurzen Fahrt erschien vor uns die erste Umtrage an diesem Tag. Es sah so aus wie eine kleine Schleuse. Der Weg zu tragen war nicht sehr weit und wir waren wirklich froh darüber. Sachen schleppen das ist immer so eine Sache. Vor allem da sich mein Magen wieder deutlich bemerkbar machte, diesmal mit leichten zwicken. Ich hatte Angst die Krämpfe würden kommen. Dann wäre wirklich aus gewesen. Schnell ablenken das hilft!Trotz allem half ich fleißig mit. Und war auch froh darüber. Wieder auf dem Wasser machte ich noch ein Paar Fotos von Horst und Daniel wie sie ihre Boote wieder ins Wasser ließen und sich zu uns gesellten.
Eine Kurve weiter wurde die Lippe richtig breit, die Böschung war mit Steinen gesichert. Es war keine Freilaufende Lippe mehr sondern schon Kanal ähnlich, Gott sei dank nicht allzu weit dachten wir. Wir waren sehr froh an einer Schleuse einen nächsten halt zu machen. Dieser Halt hielt noch eine Überraschung für uns bereit. Wir trauten unseren Augen nicht. Da stand es in seiner vollen Pracht. Ich wusste erst nichts damit anzufangen von weitem konnte man nur ein Segel erkennen und das es aus Holz war. Rolf aber war schon Feuer und Flamme. Der Nachbau eines Römerschiffes, die Victoria.
Wir waren total begeistert. Daniels und Horsts Begeisterung dafür hielt sich dabei allerdings in Grenzen. Ich konnte meine nicht so zeigen weil ich froh war ein wenig ruhen zu können. Hätte aber noch Stunden länger dem Schiff zu sehen können. Es war berauschend, wäre gerne mitgefahren. Die sagten auch das später am Tag man mitfahren könnte aber das hätte bedeutet noch Stunden warten. Wir waren eine Gruppe und da nimmt man Rücksicht aufeinander auch wenn es dann mal Verzicht bedeutet. Schade eigentlich aber sicher bietet sich irgendwann noch einmal die Gelegenheit.
Die Mannschaft schien ungeübt und ein Filmteam war dabei. Es wurde die Sendung mit der Maus gedreht was wir noch zusätzlich interessant fanden. Während Rolf begeistert Filmte band ich Purzel an einem Baum weil er mir zu feste zog und legte mich ein wenig hin. Die Ruhe war einfach nur super.
Dabei schaute ich dem ganzen zu. Am besten fand ich das das Schiff ablegte und sie los fuhren. Die ersten Meter waren sehr unkoordiniert. Selbst wenn einer „und eins, und eins, und eins“ rief stelle ich mir das sehr schwer vor wenn so viele gleichzeitig die Ruder ins Wasser stecken mussten. Und das dauerte bis sie einigermaßen gleichmäßig waren. Armin Maiwald von der Sendung mit der Maus ließ dann noch Rolfs Tochter grüßen und sich mit Rolf fotografieren. Das fand ich super. Die Sendung wird am Sonntag, 08.08.2010, um 11:30 Uhr (KI.KA) Deutschlandreise 2010: 3. Etappe ausgestrahlt
Ein kleines Problem hatten wir noch. Der Anlegesteg war nicht nur der Platz wo die Sendung mit der Maus gedreht wurde sondern auch noch unser Umsteigeplatz. Als wir uns dann überreden ließen weiter zu gurken, organisierte Horst mit Rolf zusammen einen Bootswagen mit dem wir die Boote hinter der Schleuse Hamm bringen konnten. Das war ein weiter weg. Und wir total dankbar für den Wagen. Man stelle sich vor wir hätten die Boote richtig schleppen müssen...
Als letztes kam unser „Plastikbomber“ an die Reihe und eigentlich wollte ich, da ich die ganze Zeit faul gelegen hatte den Wagen wieder zurück bringen aber Horst war gar nicht so dumm. Er sagte er mache das damit wir schon mal ablegen konnten. Wir waren immer noch die langsamsten und gerade an diesem vierten Tag noch langsamer als sonst. Rolf musste ackern während ich so gut wie nur lenkte. Nica war KO aber aufgeben? Teilweise dachte ich immer noch daran gerade als ich sah wie anstrengend das nun auch für Rolf war. Ich wollte nicht das er alles alleine machen musste. Ein wahrhaft kräftiger Kerl!
Doch ich kämpfte und als wir das nächste Kanal ähnliche Stück weiter fuhren dabei sogar Gegenwind hatten und keine Hilfe von der Strömung paddelte ich so gut ich konnte mit. Wieder zog es sich wie Kaugummi ohne Ende. Nein, das Stück bei Hamm kann ich niemandem empfehlen der auf aufregende Böschungen steht. Denn auch die war uninteressant. Eben wie ein Kanal so ist.
Ganz am Ende als die erste Kurve wieder ins Sichtweite kam sahen wir auch das nächste Kraftwerk. Ich finde die Natur ja super schön aber Kraftwerke habe ich in den ganzen Tagen auch genügend gesehen. Und man kam sogar sehr nah an dieses heran. Die eine Seite des Kraftwerkes haben wir komplett umfahren. Dort fing es auch an leicht zu regnen und wir hielten kurz an einer Böschung um die Regenponschos aus dem Seesack von ganz unten nach ganz oben zu kramen. Angezogen haben wir sie nicht. Das war nicht nötig denn der kleine Schauer verließ uns schnell wieder.
Weiter ging es bis zur Nächsten Umtragestelle. Die gleichzeitig als Pausenplatz diente da wir auf das Zelt vom Daniel warteten. Seine Mutter war super. Die brachte nicht nur das Zelt sondern auch ein Paar Frikadellen mit Ketschup oder Senf für alle. Damit hatte keiner gerechnet und wir waren alle happy.
Dann fuhren wir und fuhren und fuhren weiter. Bis zum Lippe-Wehr Werne-Evenkamp. Da der Wasserstand sehr niedrig war haben wir unsere Boote getreidelt. Befahrbar war das Wehr so nicht. Mit mehr Wasser hätte man es vielleicht wagen können so aber gingen wir auf Nummer sicher. Das war richtig so. Ich nutzte die Treidelpause um etwas zu trinken und ich stellte fest das es mir schon besser ging. Wie schön!
Wir hatten noch ein Ziel vor Augen zum einen unseren Nachmittagsrastplatz und zum anderen um etwas kaufen zu können. Und so paddelten wir gemütlich vor uns hin. Fuhren an einem Bunker vorbei. Ich glaube wir haben sogar mehrere gesehen, alle mit Graffiti bemalt und/oder fast zugewachsen.
In der Nähe einer Brücke machten wir die Boote fest, wobei wir von Anglern dumm an geglotzt wurden. Wir stiegen aus und liefen hinüber zum Supermarkt. Frische Lebensmittel und Getränke war eine Wohltat. Aber ich glaube die Angestellten und Kunden waren froh als wir den Laden wieder verließen. Kicher. Unser Geruch und Aussehen war unvergleichlich. Dann ging es noch ein Stück weiter bis zu unserem nächsten Lagerplatz.
Leider habe ich nicht mehr in Erinnerung wo Purzel das erste mal ins Wasser flog oder ob ich schon davon berichtet habe, aber bevor ich vergesse davon zu berichten mache ich es hier. Der kleine Kerl ist ja nicht gerade der Schlauste wenn es um einen sicheren Platz auf dem Boot geht.
Das erste mal als er ins Wasser flog waren wir erstaunt denn damit hatten wir nicht gerechnet es war während der Fahrt auf gerader Strecke, einfach so. Er musste ja unbedingt oben auf dem Seesack hocken anstatt auf die von uns für ihn freigemachte Bank. So flog er also geradewegs mit der Schnauze voran ins Wasser und machte einen kleinen Tieftaucher. Ich bekam ein klein wenig Angst um meinen schwarzen Vierbeiner war er schließlich nicht gewohnt so lange zu schwimmen. Aber er schaffte es sich auf Horst sein Kajak zu retten und der brachte uns den bescheuerten Wuffelkopf wieder. Der sich erst mal genüsslich auf Horst seinem Kajak zu schütteln begann.
Die anderen beiden male war er zwischen Uferböschung und Boot gesprungen anstelle aufs Land. Da hatte er sich wohl verschätzt und das direkt zweimal hintereinander an der gleichen Stelle. Rolf angelte ihn wieder heraus. Danach habe ich ihn während der Fahrt sicher fest gemacht nur an den Schnellen wurde er wieder befreit denn man konnte sich nie sicher sein ob das Boot nicht doch einmal kippt.
Das Abendcamp am vierten Tag suchten wir gemeinsam aus. Den ersten Platz fanden wir nicht gut, die Böschung war viel zu hoch aber beim zweiten Anlauf gab es einen einigermaßen guten Platz den wir durch einen Umgestürzten Baum erreichen konnte. Nur Schwimmen gehen war dort nicht so angenehm. Nur Schlammboden und wenn man drauf trat kamen merkwürdig stinkende Gase hoch sagte Rolf. Igitt. Nichts für mich.
Dann kochte ich mir ein wundervolles Abendessen und ging auch schnell zur Ruhe. Rolf und die anderen quatschten noch lange bis er ins Zelt kam und wir den Abend mit einer wundervollen Kuscheleinheit ab schlossen. Trotz des Magens hatte dieser Tag mehrere Highglights, das Römerschiff und lange kuscheln. Oh jaaaa...