Siebter Tag Kanutour Lippe

Früh am morgen wurden wir durch lautes rattern von Motoren in der sonstigen natürlichen Stille geweckt. Woran wir bei dem „ach so schönen“ Lagerplatz nicht gedacht hatten, das vor uns eine Brücke war die ziemlich stark befahren wurde und man hinter uns die Autobahn hören konnte. Na Bravo. Ich hatte ja schon erwähnt das es nicht „mein Lieblingsplatz“ war. Das machte die Sache noch unangenehmer für ich. Aber Rolf wusste mich gut abzulenken und so achtete ich nicht mehr darauf sondern knuffelte freudig und freute mich den neuen Tag, das Frühstück und das wir weiter konnten.

Dann richtete ich meinen Blick aus dem Zelt heraus, es war nebelig und sah bezaubernd aus. Selbst die merkwürdige fette Ratte war wieder unterwegs.

Das Frühstück fand diesmal getrennt statt, da mir das Sumpfland nicht zusagte haben wir unser Frühstück im Boot abgehalten. Dort waren die Füße trocken und ich fand es sogar Spaßig. Das hatten wir noch nicht. Purzel trollte überall um uns herum und fing Wasserfliegen. Er hatte seine Freude.

Schon bald brachen wir auf. Da wir am Tag zuvor schon über 30km geschafft hatten wurde dieses als unser Tagesziel gesteckt. Damit wir den nächsten also letzten Tag unser Ziel schon Mittags erreichen würden und nach Hause fahren konnten. Horst hatte schließlich noch eine weite Strecke mit dem Auto vor sich bevor er wieder die heimatliche Dusche nutzen konnte.

Ein Tagesziel das so „hoch“ war gefiel mir Anfangs gar nicht, wer wusste schon ob die Strömung so gut bleiben würde und ob wir das Tempo halten konnten? Unter Druck zu paddeln ist nicht so schön, manches mal hätte ich lieber mehr Zeit gehabt zu fotografieren. Oder einfach nur zu gucken. Es gab so viel zu sehen was so schön war.

Wir starteten. In der Nähe von Freiheit beim alten Wasserwerk fuhren wir über einen See. Der Wind der dort war ließ einem das Paddeln schwerer fallen aber das störte uns kaum. Denn unsere Blicke waren abgelenkt.

Es war schon erstaunlich anzusehen wie eine gewöhnliche Straßenlaterne mitten aus dem Wasser ragte. Natürlich war sie ohne Leuchtmittel aber schon allein das sie da stand und wie, war bemerkenswert und faszinierend zugleich.

Der erste Teil der weiterfahrt zog sich dann wieder ein klein wenig dahin. Die Strömung nicht ganz so besonders wie gehofft und die Böschung von Baggern und Bauarbeitern besetzt. Aber es änderte sich gegen Mittag wieder und wurde schön. Aber vorher kamen wir noch an einer Fabrik vorbei. Nicht das wir an Kraftwerken und Fabriken genug gesehen hätten.

Unsere Mittagspause und das eine längere, machten wir am Schwall Dorsten Hervest. Wir kamen an und schauten erst einmal ob man ihn befahren konnte. Mittlerweile waren wir etwas mutiger aber sich so ein Ding vorher anzusehen ist echt wichtig! Das sollte man nicht vergessen.

Die Umtrage die wir also entlang gehen mussten um gucken zu können war richtig lang und führte durch einen Wald hindurch über eine Straße wieder in den Wald hinein. Das Boot da durch zutragen wäre für uns alle Horror gewesen und so guckten wir voller Hoffnung die Schwelle an: Befahrbar, Gott sei dank!

Aber sicher ist sicher, Purzel und alles was nicht nass werden durfte wurde wieder ausgeladen. Man konnte ja nie wissen. Purzel gefiel das zwar gar nicht. Er musste eben warten.

Dann ging es los, Rolf hinten am lenken und ich vorne. Das war gar nicht so schwer. Und diesmal kamen wir ohne große Wasserzufuhr durch den Schwall. Es war wunderschön. Gleich nochmal? Aber wer schleppt das Boot hoch? Leider keiner.

Während wir noch ein wenig herum saßen hörte man vor dem Schwall oben etwas Schnattern, das Schnattern wurde lauter und wollte nicht enden. Es schnatterten und schnatterten zwei Enten munter vor sich hin. Die eine breitete ihre Flügel aus und flog über den Schwall hinweg während die andere munter weiter schnatternd den Schwall bezwang. Sehr Edel sah das aus, gekonnt nahm sie die Kurven und Wellen als würde sie nie im Leben etwas anderes machen als Schwälle hinunter zu düsen. Unten trafen sich die beiden wieder im Wasser und schwammen schnatternd weiter. Den zwei Enten folgten drei die auch den Schwall beschwammen allerdings eine etwas sanftere Rute. Erstaunlich und wunderschön.

Wir machten Mittagsrast. Ich schlief dann sehr schnell ein und wurde unsanft von einem Stock geweckt die Pause war viel zu kurz. Das Rauschen des Wassers, die Sonne und der schöne Stille Platz, all das zusammen war bezaubernd und tat gut. Die Hektik mit der dann alles zusammen geräumt wurde störte mich ein klein wobei die weiterfahrt mich das schnell vergessen ließ.

Kurz bevor wir los fuhren, fuhren noch welche mit einem Schlauchboot von dieser Stelle aus los, sie würden wir noch häufiger an diesem Tag sehen. So eine Tour muss auch lustig sein, einfach sich treiben lassen gemütlich auf so ein Gummiding mit Sektflasche und Badesachen. Das stelle ich mir herrlich vor. Abends dann auf einer kleinen Sandinsel grillen. Schön.

Nun folgte ein kleinere Schwall dem nächsten wir wechselten nicht mehr ich fuhr durch alle hindurch das wurde an manchen Stellen ziemlich knapp funktionierte dennoch. Zum Glück, sonst hätte es wieder Beschwerde gegeben. Grins

Die nächste Rast machten wir an einer Biegung einer höheren Böschung hinauf. Unten wurden die Boote an Steinen festgebunden und wir kletterten hoch. Da ich das Wasser im Boot liegen lassen hatte und meinen Durst stillen wollte lief ich noch einmal zurück und musste mit erschrecken feststellen das ich unseren Kanadier nicht mehr mit der Hand so schnell erreichen konnte. Sofort rief ich Alarm.

Daniel sprang direkt in sein Kajak und fuhr dem ausbrechenden Boot hinterher um es einzufangen. Während Rolf die Strecke an Land zurück legte durch das Gestrüp hindurch. Mit einem Kajak einen Kanadier ziehend die Strömung hinauf wäre zu viel gewesen. Daniel erwischte es und brachte es zu Rolf der es dann wie ein Hund an der Leine hinter sich und teils neben sich her zog. Süß sah es aus. Der große Mann und sein Boot.

Wir hätten vielleicht die Tage vorher nicht davon reden sollen das Boote auch mal loslegen können. Aber wenn dann muss man so gut wie alles mitmachen oder? Und das fehlte eben noch in unserer Sammlung. Ok, ok, gekentert sind wir nicht aber das musste auch nicht sein.

So fuhren wir und fuhren und paddelten den Weg weiter unter Autobahnen hinweg an wunderschönen Landsitzen vorbei an herrlichen Böschungen und vielen wundervollen Tieren bis die Sonne schon sehr niedrig stand.

Unsere Suche nach einem geeigneten Lagerplatz wollte sich erst als schwierig erweisen aber weiter fahren war einfach eine wundervolle Idee. Wir fanden das, was ich für den aller schönsten Lagerplatz der gesamten Tour betrachten möchte.

Eine kleine Insel mitten in der Lippe. Leider war die Strömung dort sehr stark sodass wir nicht wirklich schwimmen gehen konnten aber das störte mich weniger das Wasser war sehr niedrig und so konnte man Baden. Es muss ja nicht immer Schwimmen sein.

Das Boot machte ich dann auch sauber vom mehrmaligen ein und aussteigen in matschigen Regionen hatten wir einiges an Schlamm mit ins Boot gebracht. Während Rolf sich um das Lager kümmerte.

Auf der anderen Seite der Lippe war eine Kuhweide die plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich zog und auch Horst staunte nicht schlecht. Mit einem mal standen ganz viele Kühe in einer Reihe auf einem Hügel und starten zur Lippe hinunter. Dann gingen immer drei gleichzeitig nach unten. Eine von Links, eine von Rechts und eine aus der Mitte. Bis es unten gerammelt voll war. Da ein Zaun die Kühe vor der Strömung schützte. Sie nahmen keine Rücksicht auf Verluste und drängelten sich und quetschten sich in das Wasser. Bis sie mit einem Mal warum auch immer wieder den Hügel hinauf kletterten und verschwanden.

Die Insel war eine Kiesinsel die bei hohem Wasserstand wohl völlig Land unter ist. Was aber wohl schon länger her sein muss wenn man sich die Büsche betrachtete die ich mir als WC auserkoren hatte. Ich sagte ja, eine perfekte Insel. Mit Natur-WC und Kochmulde. In der wir unser letztes gemeinsames Abendessen zubereiteten. Morgen schon würde es nach Hause gehen.

Es gab Mirácoli für die Jung's und mein Gluten freies Nudelgericht für Purzel und mich. Ein schöner Abend dazu ein bisschen Wein und wir ließen es uns so richtig gut gehen. Später als es dunkel wurde gingen wir schlafen. Erst da stellten wir fest das die Insel einen Nachteil hatte. Sie war wohl Ruheplatz für mehrere Vögel die uns mit ihrem „Geschrei“ noch etwas wach hielten.

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