Achter Tag Kanutour Lippe

Am morgen des letzten halben Tages wurde ich von einer klappernden Wassertränke geweckt. Die Kühe schienen vom lange ausschlafen nicht viel zu halten. Kurz darauf hörte man auf der anderen Weide gegenüber lautes Muhen. Die Kühe sind los. Die gestern Abend so plötzlich am Horizont auftauchten hatten sich alle wieder eingefunden um ihr allmorgendliches Bad zu nehmen.

Die Sonne stand noch nicht sehr lange am Himmel es musste also noch sehr früh gewesen sein. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut als wir aus dem Nachbarzelt die ersten Geräusche hörten und begannen uns für das Frühstück vorzubereiten. Ein letztes mal gemeinsam.

Die Brötchen vom Bäcker mussten wohl zäh wie Kaugummi sein aber dank Gabel und Campingkocher wurden sie wieder knusprig gegrillt. Selbst Purzel gähnte beim Frühstück noch und wollt noch nicht die Insel verlassen. Sie gefiel uns allen sehr gut. Das Freiluft WC hatte auch Qualität... pruust

Irgendwie zog es uns dann weiter. Und so fuhren wir nachdem alles zusammengepackt war los. Wieder fuhren wir an ein Werk vorbei, was auch immer das für eines war. Schöne Natur mit lauter Technik. Es wurde schon bald wieder grün und wir freuten uns.

An manchen Stellen war die Lippe sehr sehr niedrig und wir mussten echt aufpassen. Der Lippegrund war zu beiden Seiten gut zu erkennen und wir fuhren vorsichtig. Bald schon wurde die Lippe wieder breiter das war beides schön. Ich kann mich nicht entscheiden was ich lieber mochte die schmale Lippe sah total genial aus, am Rande hätte ich aussteigen können und nur die Zehen wären in meinem Crock nass geworden.. Ein Paar kleinere Schnellen erleichterten uns die weiter Fahrt in der breiteren Lippe.

Wir kamen auch an einer Fähre vorbei die aber wohl nicht mehr in Betrieb war. Auf jeden Fall nicht an diesem Tag. Denn sie war in der Mitte des Flusses und wurde wie eine Fähre die wir anderen Tags schon gesehen hatten von Kindern als Sprungbrett fürs schwimmen benutzt.

So langsam kamen wir Wesel näher und die Tiere auf der Weide änderten sich. Nun waren es nicht mehr Kühe die die Vorherrschaft hatten sondern Schafe. Immer mehr süße Schafe. Und ihr wisst sicher das ich die unbedingt fotografieren musste oder? Lauter Schafe die sich wie ein Knäuel zusammen unter einen Baum im Schatten gekuschelt hatten.

Schon früh erreichten wir dann die Stelle wo laut dem Lippführer vorerst Ende sein sollte da der Weg bis zum Rhein angeblich gesperrt war. Ein netter Mann der Kanu Freunde Lippe Wesel erzählte uns, das wir dennoch den Rhein erreichen könnten. Es wäre auf der Lippe dennoch möglich. Könnte sein das wir bei den Röhren an der Baustelle umtragen müssten aber ansonsten sei die Strecke befahrbar. Cool. Daniels Ziel war es bis in den Rhein. Ich hätte auch gern drauf verzichten können, mir war das irgendwie unheimlich, aber wir zogen mit. Nun feige sein gilt nicht! Wenn dann alle!

Weit hatten wir es nicht mehr und schon bald erreichten wir das, was der Mann uns als die Röhren bezeichnet hatte. Wow, mit den Kajaks gab es dort ein gutes Durchkommen. Purzel und ich wollten aber lieber drüber her laufen. Die Röhren waren mir zu unheimlich während Rolf sie mit dem Kanadier durch fuhr.

Ich glaube aber auch das es schwieriger gewesen wäre, wären wir alle im Boot geblieben, denn das Wasser war sehr niedrig und die Röhren gar nicht mal so breit und hoch. Interessant fand ich und auch ein bisschen gruselig das während Rolf durch die Röhre fuhr auch große Lastkraftwagen über die Straße, die über die Röhre führte fuhren. Nein ich machte lieber Fotos von außen anstelle da hindurch zu geistern.

Nach der Röhrenfahrt luden wir uns alle wieder ein und versuchten vorwärts zu kommen, das war anfangs gar nicht so einfach da die Lippe an dieser Stelle kaum Wasser führte. Es war eben noch die Baustelle. Die Bauarbeiter fanden es klasse was wir machten, gaben uns noch ein paar kleinere Tips und guckten erstaunt zu. Applaus gab es auch habe ich gehört.

Das letzte Lippstück war wieder gut Fahrbar, sie wurde breiter und die Strömung nahm je näher wir dem Rhein kamen zu. Jetzt wurde mir flau im Magen. Das kann ich euch sagen. Die ganzen Tage über hatte ich kaum etwas von meiner Panik im und auf dem Wasser bemerkt das Stück Rhein aber war Hölle!

Ich glaube Rolf hätte gern auch davon mehr Fotos gemacht aber ich hatte viel zu viel Panik um richtig gut Paddeln zu können und gerade auf dem Rhein war das wichtig. Die Wellen schwappten bis an den Rand des Kanadiers wenn ein Schiff vorbei kam und vom Ufer prallten die Wellen zurück und kamen näher. Ich wäre am liebsten am Rand gefahren aber Horst erklärte mir das Phänomen der Kreuzwellen und er hatte Recht. Das wäre wahrscheinlich fatal gewesen.

Die Schiffe, die den gegenüber der Lippe riesigen Rhein befuhren waren schnell und auch riesig. Wenn man die Stille der Lippe genossen hatte, so war der Rhein eine wahre Höllenfahrt für mich. Rolf fing dann mit jedem Paddelschlag an zu zählen und ich sollte mitmachen, das beruhigte ein wenig und als wir endlich das kurze Stück Rhein hinter uns gelassen hatten und in den kleinen Rheinhafen einfuhren beim Kanu Club Wesel war ich fix und fertig.

An Land wurde mir dann auf dem wackeligen Steg schwindelig und so mied ich ihn. Konnte leider dadurch nicht so mithelfen ausladen wie ich wollte. Nachher lief ich dann mehrfach die Treppe die vom Hafenbecken zur Straße führte. Sachen hoch schleppen ohne Steg das war durchaus eine gute Idee.

Als alles oben war wurde der Fahrdienst benachrichtigt der uns dann auch bald fand. Alle zusammen in ein wunderschönes Auto gequetscht so stinkend wie wir waren, da muss der Fahrer froh gewesen sein als wir ihn in Wesel am Bahnhof wieder befreiten. Er ist dann mit Zug nach Hause gefahren und wir mit Auto weiter zurück nach Sande zum Startplatz. Wo wir vor Tagen gestartet waren. Es war eine sehr schöne Idee noch einmal dort hinzugehen das war eine wundervolle Tour und wenn mich jemand fragt ob ich wieder Lust dazu hätte würde ich direkt ja sagen. Dann aber einen anderen Fluss, man möchte auch einmal was anderes erleben und wahrscheinlich ohne Hund.

Ohne Rolf hätte ich so etwas schönes sicherlich nie erlebt, wäre früher ausgestiegen (als der Magen anfing zu spinnen) Oder hätte auf dem Rhein richtig schlapp gemacht. Sein Zuspruch und seine Stärke waren wundervoll und das ganze hat mir sehr viel Kraft gegeben. Einige Ängste werde ich wohl damit besiegt haben. Ich bin so froh ihn an meiner Seite zu haben, denn so etwas wunderschönes habe ich zuvor noch nicht erlebt. Auch bin ich ein klein wenig stolz auf mich, das ich es geschafft habe. Ich die vor 2 Jahren noch nicht einmal ein Tretboot im Niedrigwasser gefahren ist. Ich hoffe das noch ein Paar gemeinsame Abenteuer folgen werden denn es macht Freude und gibt einem sehr viel.

The End

Zum Video und Fotobericht von Rolf Blenn

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