Shoppen gehen

Die meisten Frauen mögen es, so sagt man Ihnen nach. Ich selbst empfinde es häufig als nervend und bin immer wieder froh, wenn ich fündig geworden bin und nach Hause fahren kann. Heute musste ich sehen das ich ein Kleidungsstück für eine Silberhochzeit fand. Das ist gar nicht so einfach. Hier in unserem kleinen Ort ist die Anzahl an Bekleidungsgeschäften sehr gering. Die meisten führen gar keine feineren Kleidungsstücke oder gar Abendmoden. „Nein das haben wir hier nicht“. Hörte ich immer wieder.

Bei einer Kette (Name des Ladens wird hier nicht von mir genannt) fand ich etwas das eventuell in Frage käme, es war der 3te Laden den ich durchforstete. Ohne Lust betrat ich Das Geschäft in dessen Schaufenstern mit 50% Rabatt geworben wurde und schaute mich um. Auf einem Ständer gar nicht weit vom Eingangsbereich hing ein Kostüm in Dunkelblau. Es war sogar Reduziert da es zur Sommermode gehörte. Ein Pluspunkt, wobei meine Zweifel ob es geeignet wäre blieben. Und ich hatte damit Recht.

Es war genau meine Größe, ich nahm es vom Haken und bummelte weiter durch den Laden herüber zu den Ankleidekabinen. Den Blick immer mal wieder nach links und rechts schwenkend, ob nicht doch noch etwas anderes zu finden ist. Das Kostüm saß wie angegossen. Einziges Problem. Es wirkte sehr streng. Fast schon wie eine Schuluniform. Will ich so auf eine Silberhochzeit gehen? Ich ließ es für eine Stunde zurück legen und machte mich weiter auf den Weg zum nächsten Laden. Zufrieden wäre ich damit nicht gewesen aber als Notlösung akzeptiert.

Unterwegs im 4ten Laden traf ich eine ältere Dame die mich, warum auch immer, ansprach. Ich würde so suchend aussehen ob sie mir helfen könne. Also erklärte ich ihr kurzerhand mein Anliegen und sie schüttelte den Kopf. „lassen sie das der Verkäuferin nicht wissen aber hier werden sie auch nichts finden.“ sie berichtete mir dann von einer Boutique in der Nebenstraße, dort würden vor dem Geschäft lilafarbene Kleider hängen, dort sollte ich mal nachsehen das sei ein Geheimtipp.

Also machte ich mich auf dem Weg zum Laden Nummer fünf. Ich glaubte nicht mehr an einen Volltreffer und der Gedanke an meine Notlösung gefiel mir nicht, war aber besser als gar nichts gefunden zu haben. Da erreichte ich besagtes Geschäft. Als ich eintrat starrten mich gleich 6 rundlichere Frauen an die zuvor in eine Beratungsunterhaltung vertieft waren. Ich lächelte Ihnen freundlich zu und schaute mich um. Am Anfang fühlte ich mich fehl am Platz. Sollte ich wieder gehen?

Doch die Verkäuferin wirkte pfiffig, kam auf mich zu und fragte direkt nach meinem Anliegen. Also schilderte ich zum zweiten Mal an diesem Tag meine Wünsche und schon lief sie eifrig davon. Zuerst schaute sie an den kurzen Kleiderstangen nach, lange Stangen hätten keinen Platz in dem Geschäft gefunden. Der Laden war kaum größer als mein Wohnzimmer. Das sich im gesamten Laden nun 9 Frauen befanden ließ das ganze noch kleiner wirken.

Sie reichte mir zwei Vorschläge und bat mich zu warten bis eine der beiden Kabinen frei wird. Also schaute ich mich weiter um. Es gab die ungewöhnlichsten Modelle von Kreationen die einem Kartoffelsack ähnelten bis zum elegantem kleinen schwarzen war alles vorhanden. Die erste Variante die ich anprobierte saß an sich schon ganz gut, wirkte Edel hätte aber noch geändert werden müssen. Ein wenig streng wirkte es aber besser als meine Notlösung. Ganz zufrieden war ich noch nicht. Das zweite war abscheulich. Wieder ein Sack nur dann mit Ärmeln.

Dann ging die Verkäuferin ins Lager (Keller), dort so sagte sie hätten sie noch Einzelstücke, sie fände bestimmt etwas für mich und kam kurze Zeit später mit einem kleinen schwarzen leichtem Etwas wieder. Sie reichte es mir und sagte das wäre das, was sie noch anzubieten hätte. Ihre Miene sprach schon bedauern aus, sie hätte mir sehr gern geholfen.

Auf dem Bügel wirkte das Kleid nicht so besonders, es hatte was langweiliges an sich aber man konnte ja nie wissen. Am Körper wirken diese meist doch anders. So zog ich das Kleid an und mein Blick blieb am Spiegel haften. Das Kleid schmiegte sich an meinen Körper, an den Beinen fiel es luftig herunter. Ich konnte mich nicht satt sehen. Es gefiel mir einfach. Es saß auch wie angegossen und mit einem mal war ich umringt von allen Frauen im Laden. Ich stand voll im Mittelpunkt. Jede gab ihr Kommentar dazu ab und alle sagten nur das sie das Kleid nehmen würden. Sie hatten Recht. Bei dem schwarzen Stück konnte ich nicht „nein“ sagen und so landete es in meiner Tasche.

Die ganze Aktion hat nur 2 Stunden gedauert und 5 Läden, für mich eine kleine Tortour da ich es nicht mag von Geschäft zu Geschäft zu wandern und nichts zu finden. Die Notlösung brauche ich jetzt nicht mehr, und ich freue mich schon auf die Gesichter meiner Verwandten wenn sie mich in dem guten Stück bewundern dürfen. Wenn ich ehrlich bin, die meisten haben mich schon länger nicht mehr gesehen und ich habe mich doch die letzten Jahre sehr zum Positiven verändert. Jetzt wünschte ich mir wir hätten schon Freitag.

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