Kleine kalte Kristalle

Seit ein Paar Nächten schon beschwert sich die halbe Welt über die Kälte während sie im Sommer sich noch über die große Hitze aufregten, ja was denn nun? Ich gehöre auch zu denen die Stöhnen. Aber das wird nach und nach verschwinden. Denn sobald sich mein Körper daran gewöhnt hat, ist es nur noch schön.

Ein langer Blick aus dem Fenster, draußen ist es dunkel. Die sternenklare Nacht wirkt wie hell erleuchtet aber der Mond ist nicht zu sehen. Die Welt leuchtet von unten herauf. Ein dunkler Boden wirft dunkle Schatten was aber macht ein heller Boden? Der reflektiert jeden einzelnen kleinen Stern durch die wundervollen kleinen glitzernden Eiskristalle die sich auf dem im Sommer so grünem Gras schon am frühen Abend niedergelassen haben. Alles ist weiß.

Dann zieht es mich nach draußen. Es zieht mich sehr häufig dorthin. Warum sollte nie die Frage sein, sondern eher: „Warum nicht?“ Vorletzte Nacht war ich ohne Schuhwerk draußen und habe die Kälte an meinen kleinen Füßen gespürt. Ich bin ein wenig durch das gefrorene Gras gewandert und habe den Dezemberschafen beim schlummern zugesehen. Ganz selten bewegte sich eines der Tiere, stand auf und probierte die eisigen kalten Halme. Sie schienen zu schmecken denn das gute Tier malmte genüsslich vor sich hin. Bis es sich kurz darauf wieder zu seinen Freunden gesellte und die kleinen Augen wieder schloss.

Nachts liegen die Dezemberschafe auf der großen Weide eng beieinander. Ich nenne es immer zärtlich Gruppen kuscheln. Es sieht sehr gemütlich aus. Und wenn ich nachts so dabei zusehe wie sie ruhig daliegen eng aneinander gedrängt um sich gegenseitig wärme zu schenken wünschte ich mir das kuscheln auf der Couch herbei. So richtig eng umschlungen die Körperwärme des anderen Spüren und einfach nur entspannen. Wer wünscht sich das nicht? Mein Wunsch wird an manchen Tagen schon in Erfüllung gehen, das ist so, dafür sorgt ein besonderer Mensch.

Weiter bin ich nicht mehr gegangen, dafür war es noch zu neu, die Kälte. Erst wenn sich mein Körper richtig darauf eingestellt hat, mag er es länger dort draußen Barfuß zu verweilen und mit den Sternen zu Tanzen während die kleinen Wolken die langsam aufziehen hin und wieder einen verschwinden lassen wie eine Lichtorgel.

Mit einem mal rieselte ganz langsam aber sachte etwas von oben aus einer kleinen Wolke auf mich herab. Ich schaute auf meinen Arm und sah ihn. Den kleinen Kristall. Der sich vom Himmel den Weg nach unten gebahnt hatte. Eine kleine Flocke. Schnee. Der zweite Schnee in diesem Jahr. Den ersten erlebte ich vor ein Paar Tagen am Wochenende, nur ganz kurz und noch nicht liegen bleibend, aber es war Schnee.

Auch diese Flocke blieb fast alleine. Kaum eine andere gesellte sich dazu. So als wenn sie ein Vorbote auf das wäre, was die meisten sich erst gar nicht wünschten. Ich weiß auch nicht ob ich mir wirklich Schnee wünschen sollte. Letztes Jahr musste ich im Schnee mit meinem Roller zur Arbeit. Da man aber auf dem Schnee mit Roller nicht fahren konnte, musste ich ein gutes Stück schieben bis die geräumten Straßen kamen.

Andererseits habe ich den Schnee letztes Jahr genossen, ich war auch draußen in der „Kälte“ und habe die kleinen unterschiedlichen Kristalle auf mich herab rieseln lassen. Halb bekleidet wie ich war, kam es einem vor als wenn jede Flocke einen winzig kleinen Pickser verursachen würde. Bis eine leichte Kühle Schneedecke mich umfing. Es war ein herrlich befreiendes Gefühl.

Ich denke einfach es kommt wie es kommt und wenn es Schnee gibt, werde ich wie jetzt über den Schnee Stöhnen und Nachts wenn es mich nach draußen zieht mich tierisch freuen das er da ist. Eine leichte bläue an meinen Händen sagte mir ich solle wieder ins Haus gehen wo mich ein warmer kleiner Vierbeiner freudig begrüßte der auf dieser Tour nicht mit nach draußen wollte. Ihm war wohl zu kalt. Er hat die zeit über schön auf der Heizung gelegen und mir durch die Scheibe zugeschaut als kleiner Wachposten wacht er über mich.

Wir haben uns dann gemeinsam auf der Couch gekuschelt und noch ein wenig das TV Gerät das so selten bei mir läuft eingeschaltet.

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